Nicolaus Heyduck und Susanne Resch (Deutschland)

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Nicolaus Heyduck und Susanne Resch (Deutschland)

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Biografie

Nikolaus Heyduck, 1957 in Kassel geboren, ist bildender Künstler, Musiker und Komponist. 1979 ging er an die Städelschule Frankfurt am Main, wo er bis 1985 in der Filmklasse von Peter Kubelka studierte, sowie bei Bernhard Jäger, Hermann Nitsch und anderen. Ab 1980 besuchte er regelmäßig die Internationalen Ferienkurse für Neue Musik in Darmstadt und belegte Kurse bei Johannes Fritsch und Clarence Barlow. Ein vertiefendes Studium der Komposition erfolgte von 1990 bis 1995 bei Toni Völker an der Akademie für Tonkunst Darmstadt. Stipendien erhielt Heyduck von der Frankfurter Künstlerhilfe (1989), dem Internationalen Musikinstitut Darmstadt (1994 und 1996) und dem Land Hessen (1996 / 97), Atelierstipendien von Wacker-Kunst, Mühltal (2000) und von der Association of Icelandic Visual Artists (SÍM), Reykjavik (2007). Seit 2006 unterstützt ihn der Verein Ziegelhütte e. V. mit einem Atelier im Künstlerhaus Ziegelhütte, Darmstadt.

Susanne Resch, Flötistin/Saxophonistin, Unterricht/Musikstudium in Freiburg i. Br./Darmstadt; Lehrkraft an der MS Frankfurt, Konzerttätigkeit Renaissance bis Moderne; langjährige Beschäftigung mit Improvisation in Alter Musik, Folk, Jazz sowie außereuropäischer Musik; seit 1992 Schwerpunkt der künstlerischen Arbeit im Bereich zeitgenössischer Improvisation sowie multimedialer Projekte mit Tanz/Bildender Kunst/Sprache; Konzerte/Performances u. a.: Mathildenhöhe Darmstadt, DAM Frankfurt/M, Kunsthalle Gießen, Tage für Neue Musik Darmstadt, JazzClub Karlsruhe, Kunstverein Wiesbaden, Kunstraum Mato Frankfurt/OF, Bellevue Saal/Wiesbaden; Ensembles/Projekte/Produktionen u. a.: seit 1992 Mitarbeit KUNSTFABRIK Darmstadt, Gründung des Improvisationsensembles TRIAS (1993) Kunst herrenlos (K’IN_ Katalog & CD) (1998 / 99), CD Durch Zeitgeräusch wandern (2000); Symposium Positionen 1970 – 2008, Konzert/Katalog/CD (ffz TU DA & K’IN_/2008),seit 2011 Quatro Tango Darmstadt, seit 2012 Gründung/ Organisation der Konzertreihe JETZTMUSIK!; CD spiel von sinnen …, seit 2013 Konzerte des Ensemble SSYR (mit E. Yamada, S. Sauer, W. Schliemann)

Katalog (Deutsch)

Klanginstallation und Live-Performance am Turm Ludwigshöhe

Im Innern des unteren Umlaufs des Turmes auf der Ludwigshöhe hängen vier Lautsprecherobjekte. Sie erinnern entfernt an Grammophon-Schalltrichter oder auch an Ansagelautsprecher in Bahnhöfen. Sie sind aus Pappe gestaltet, wobei die farbliche Anmutung des unbemalten Materials auf die Herkunft von Holz bzw. Zellstoff, also letztendlich Bäumen, verweist. Zu hören ist eine Klangcollage mit drei Klang-Ebenen: Sprachaufnahmen von Baum-Namen (gesprochen Deutsch und Latein von Lisa Schmieg, Alois Bröder, Susanne Resch und Nikolaus Heyduck), Statements zum ökologischen Waldzustand weltweit (Zitate aus Die Wälder der Welt – Ein Zustandsbericht, WWF, 2011), sowie Saxophonklänge, die streckenweise elektronisch bearbeitet erklingen. Die Namen der Bäume sind gemäß deren Vorkommen in den vier Himmelsrichtungen den Lautsprechern zugeordnet. Die zunächst weitgehend verständlich übertragenen Texte erfahren im Zyklus von etwa 15 Minuten eine klangliche Transformation. Diese führt zu einem geräuschhaften Klanggeschehen, aus dem mehr und mehr die Klänge des Saxophons hervortreten. Die so sich entfaltenden Klang-Ebenen und Zeitabschnitte stehen für verschiedene menschliche Welt-, Wahrnehmungs- und Beschreibungsformen: vom wissenschaftlichabstrakten, quantitativen Sachbericht über die sprachlichbezeichnende, bildhafte Namensgebung bis hin zur klanglichen, musikalisch-künstlerischen Darstellung. Sie können in ihrem Gesamtablauf als Stadien eines Transformationsprozesses wahrgenommen und erlebt werden. Der letzte Abschnitt auf der künstlerisch-musikalischen Ebene verweist dabei auf die Möglichkeit von Transzendenz in der Kunst – im Sinne der Darstellung eines Utopia des Lebens als Paradies auf Erden. Performativ und in Bewegung rund um den Turm, im und außerhalb des Arkadenganges, wurde zu zwei Terminen die laufende Installation durch Live-Improvisationen von Susanne Resch (Saxophon) und Nikolaus Heyduck (Elektronik) erweitert. Performance, Klang, Installation und der Ort am Aussichtsturm verwiesen dabei gemeinsam über den lokalen Radius hinaus auf die Frage der Orientierung menschlichen Handelns angesichts globaler ökologischer Zusammenhänge und deuten Notwendigkeit und Chancen menschlichen Handelns an.

Catalog (English)

Further views – further sounds – Sound installation and live performance at Ludwigshöhe Tower

Four loudspeaker objects hang inside the lower section of the tower. They are vaguely reminiscent of gramophone horns, or the loudspeakers used for announcements in railway stations. Formed of cardboard, the coloring of the unpainted material refers back to their origin as wood or cellulose, in other words, ultimately as trees. Visitors hear a sound collage comprising three sound levels: spoken recordings of tree names (read in German and Latin by Lisa Schmieg, Alois Bröder, Susanne Resch and Nikolaus Heyduck), statements on the ecological state of forests worldwide (quotes from WWF Living Forests Report, WWF, 2011), and saxophone sounds, which sometimes sound as if they have been electronically manipulated. The names of the trees are assigned to the relevant loudspeakers according to their compass direction. While initially the texts can be largely understood, in a cycle of roughly 15 minutes they undergo an acoustic transformation. The result is a medley of noises in which the sounds of the saxophone become increasingly prominent. The evolving sound levels and periods of time stand for the various human accounts of the world, forms of perception and description: from a scientific, abstract, quantitative objective report to a linguistic, pictorial description to an acoustic, musical, artistic account. As they emerge they can be perceived and experienced as stages of the transformative process. The final section on the artistic, musical level refers to the possibility of transcendence in art – in the sense of depicting a utopia of life as paradise on earth. On two dates the installation was expanded in performances and movement around the tower, inside and outside the arcade, specifically by live improvisations by Susanne Resch (saxophone) and Nikolaus Heyduck (electronics). Performance, acoustics, installation and the location at the viewing tower jointly pointed beyond the local radius to the question of how man is to act in the face of global ecological challenges and allude to the necessity and opportunities of human intervention.